Die Raserei auf dem Roten Berg

Seit 1993 wohne ich in Sibbesse und erlebe die Entwicklung auf dem Roten Berg durch manche Motorradfahrende sehr deutlich selbst mit.
Nicht nur als Einwohner. Ich bin selbst Motorradfahrer. Schon sehr lange. Selbst besitze ich momentan keine eigene Maschine. Wegen einer engen, rein privaten Freundschaft zu einem Motorradhändler darf ich jedoch leihweise immer mal wieder ein Motorrad fahren. Mein derzeitiger Garant für Lebensfreude und Fahrspaß ist eine Reise-Enduro mit 145 PS, die aus einem 1300 cm3 großen Boxer-Motor entfaltet werden. Wirklich sachlich benötigen wird sowas wohl kaum jemand. Zum Reisen jedoch nach meiner Erfahrung große klasse.
Das Foto in diesem Blog zeigt mich im Frühjahr 2025 auf dieser Maschine auf einer Strecke an der Weser. Eine 360°-Kamera macht solche Aufnahmen möglich.
Man kann tatsächlich mit einem solchen Motorrad den Regeln entsprechend über den Roten Berg fahren. Das geht. Und wenn das geht, dann können es auch andere Fahrer mit ihren Maschinen schaffen. Es ist einzig die Entscheidung des Fahrers, wie sehr er den Gashahn aufdreht.
Leider ist das überhaupt nicht der Ansatz einiger Motorradfahrer auf unserer Hausstrecke nach Hildesheim. Ich denke, ich brauche Ihnen nicht erzählen, was auf dem Roten Berg an vielen Tagen los ist. Er ist für manche keine Strecke der genussvollen Überfahrt, sondern eine Rennstrecke, für die man keinen Eintritt zahlen muss. Es wird sich ausgelebt wie auf dem Nürburgring.
Haben auch sie manchmal ein ungutes Gefühl, an Wochenenden bei schönem Wetter insbesondere eher abends nochmal über den Berg nach Hildesheim zu fahren?
Man begibt sich immer wieder inmitten durchgedrehter Gruppen von zweirädrigen Rasern, die in den scharfen Kurven mit den Knien auf der Straße schleifend an Ihnen vorbeischießen und Sie nicht als Verkehrsteilnehmer anerkennen, sondern für die Sie ein behindernder Störfaktor auf dem Weg zur Rekordfahrt oder dem spektakulärsten Foto sind.
Subjektive Beobachtungen vieler von uns werden inzwischen durch Statistik bestätigt. Noch nie gab es auf dieser Strecke so viele Unfälle durch Motorradfahrer wie in diesem und letzten Jahr. Offenbar steigt die Zahl weiter an.
Man hört nicht selten im Dorf sinngemäß, „Wenn sie sich wenigstens nur selbst den Hals abfahren würden. Aber die Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer wird ja immer schlimmer.“
Ich betone ausdrücklich, dass meine Wahrnehmung ebenso diese ist, dass die Gruppe völlig skrupelloser Raser wie sooft im Leben eine augenscheinliche deutliche Minderheit der Motorradfahrer ist und die Masse sich offenbar korrekt im Straßenverkehr verhält.
Dennoch kann gefolgert werden, dass in Summe offenbar alle Maßnahmen zur Verminderung oder sogar Abstellung der Raserei mancher Motorradfahrer hier bei uns nicht zum Erfolg führten.
Dass es Teile der „Szene“ dort offenbar ernst meint mit ihrer Ablehnung der StVO, der völligen Ignoranz anderer Verkehrsteilnehmer und deren Unversehrtheit und die Strecke als absolut nichts anderes als eine Rennstrecke begreift, zeigen neueste Entwicklungen:
In der „Showkurve“ wurden jüngst direkt am Straßenrand Verbotsschilder zur Einfahrt in den Waldweg für „Krafträder und mehrspurige Kfz“ (Schild 260) aufgestellt. Infolgedessen hat die Polizei eine Handhabe, bei Verstoß dagegen, z.B. abstellen von Motorrädern im kleinen Parkbereich der Showkurve, restriktiv einzugreifen.
Was glauben Sie, wie lange hat es gedauert, bis beide Schilder vollends durch Vandalismus zerstört wurden?
Die Antwort lautet: 2 Tage!
2 Tage nach verkehrsbehördlicher Einrichtung des Verbots und Platzierung der Schilder sind diese komplett zerstört worden!
Sie wurden erneuert und es dauerte ebenfalls nur ganz wenige Tage, bis auch diese entfernt wurden. Inzwischen greift die Presse das Thema auf.
Die Sachbeschädigungen wurden sofort zur Strafanzeige gebracht und jede mögliche folgende Straftat wird das auch. Die Zerstörung hebt ohnehin das Verbot nicht auf und die Polizei kann und wird handeln.
Selbstverständlich ist die Lage auch den für Verkehrssicherheit und Gefahrenabwehr zuständigen Behörden längst bewusst.
Und Sie können sich darauf verlassen, hier wird an Lösungen gearbeitet. Das wurde mir auch von Angehörigen der „Kontrollgruppe Krad“ der Polizei bestätigt. Mit diesen kam ich im Mai 2025 am Roten Berg im Rahmen eines Präventionstages ausführlich ins Gespräch. Dass an diesem Tag mit diesem Ziel die wahren Verursacher der Raserei nicht berührt werden, ist völlig klar. Der Präventionstag „Kaffee statt Knöllchen“ hatte ein anderes Ziel.
Die Entwicklung des völlig skrupellosen, regelrecht gesetzlosen Verhaltens einiger Motorradfahrer (und auch Autofahrer) ist soweit aus dem Ruder gelaufen, dass die sinnbildliche Schlinge nun enger gezogen wird. Dazu ist ein konstruktives Zusammenspiel mehrerer Behörden und Organisationen erforderlich. Über bereits bisher stattgefundene Maßnahmen hinaus werden Weitere miteinander abgestimmt, die die Raserei von manchen Motorradfahrern und auch Autofahrern reichlich unattraktiv an dieser Strecke machen sollen.
Wer immer das gleiche tut, wird immer die gleichen Ergebnisse erzielen. Und weil das bisher zu keiner Lösung führte, brauchen wir die Entwicklung neuer Ideen und daraus folgende Maßnahmen!
Der Rote Berg ist nun bei Weitem nicht die einzige Strecke in Europa, die mit ausufernder Raserei zu tun hat. Wir müssen unbedingt hinschauen, ob irgendwo in Deutschland oder der EU Maßnahmen zum Erfolg geführt haben. Und wenn ja und diese auch bei unserer konkreten Lage Sinn ergeben, müssen Wege gefunden werden, solche erfolgreichen Gegenmittel auch hier bei uns umzusetzen. Dazu müssen Experten der Sache sich miteinander austauschen.
Für eine solche Organisation leiste ich gerade meinen Beitrag.
Und wer weiß, vielleicht entwickeln wir hier vor Ort ja im konstruktiven Zusammenwirken ja sogar selbst eine Vorbildfunktion. Es wird das gemeinsame dringende Ziel verfolgt, den Roten Berg wieder sicher zu machen. Das ist er derzeit an vielen Tagen absolut nicht ausreichend der Fall.