„Wir wissen nicht, ob wir in diesem Monat noch für unsere Arbeit bezahlt werden. Wir machen sie aber trotzdem, für diese Menschen hier!“

Dieser Moment gehörte für mich zu den Bewegendsten in meinem Amt in diesem Jahr.  Die beiden Sätze wurden gesprochen von einer Mitarbeiterin des insolventen Seniorenheims in Sibbesse, einen Tag, nachdem Bewohnerinnen und Bewohner sowie Personal vom Insolvenzverwalter per Videokonferenz informiert wurden, dass das Heim zum Ende des gleichen Monats geschlossen würde. Mitarbeitende würden dort ihren Job verlieren und die betagten Menschen quasi in wenigen Tagen ausziehen. Die Vorstellung diese Szenarios darf man gedanklich mal sacken lassen.

Nachdem mich viele Bewohnerinnen und Bewohner hilfesuchend im Rathaus aufsuchten, besuchte ich am gleichen Tag das Seniorenheim. Ich platzte mitten in die Ausgabe desMittagessens und sah die Menschen, um die es hier geht und die durch das System Pflege die Hilfe der Gesellschaft brauchen. Es sind die Menschen, die nun in einer seit Langem privatisierten Pflege Opfer der wirtschaftlichen Entwicklung eines Unternehmens geworden sind. Sowohl die Senioren, als auch die Mitarbeitenden. Ich äußere hier meine Zweifel, ob angesichts der hier in Sibbesse sichtbar gewordenen möglichen Folgen einer privatisierten Pflege eben diese Form der richtige Weg der verlässlichen Versorgung ist. Gibt es vielleicht bessere, sicherere Wege? Darüber muss dringend nachgedacht und entschieden werden.

Vom Personal wurde gerade das Essen ausgegeben. Jetzt fielen die Sätze:
Wir wissen nicht, ob wir in diesem Monat noch für unsere Arbeit bezahlt werden. Wir machen sie aber trotzdem, für diese Menschen hier!“

In höchster Anerkennung ziehen wir unseren Hut vor der Einstellung des Pflegepersonals zu ihrer beruflichen Aufgabe, ihrer echten Berufung. Gleichwohl haben wir Mitgefühl für die betroffenen Bewohner unseres Seniorenheims. Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich woanders ein Fenster. Mit diesem Gedanken wünschen wir allen Betroffenen, dass sie trotz der Umstände die Möglichkeit finden, frohe Weihnachten zu erleben.

Es ist nicht ganz einfach, jetzt in einem Weihnachtsgrußwort in ein anderes Thema zu wechseln, aber einen wichtigen Gedanken möchte ich ansprechen. Es liegen in Sibbesse viele bedeutende Themen auf dem Tisch, andere müssen noch angefasst werden. Zum Beispiel wurde nun endlich die lange geforderte Straßensanierung im Bereich des Kreisels in Sibbesse mit den damit verbundenen Einschränkungen abgeschlossen.

Die lange von den Gemeinden übernommene Aufgabe des Landkreises zur kostenlosen Betreuung von Kindern in Kindertagesstätten ist inhaltlich gut und richtig. Realität ist aber auch, und das muss man benennen, dass sie alle Kommunen, so auch Sibbesse, vor gewaltige finanzielle Herausforderungen stellt. Die Summe aus allen finanziellen Verpflichtungen zusammen, eben nicht nur der Kinderbetreuung, führen dazu, Sie lasen es mehrfach in der Zeitung, dass unzweifelhaft dringende Projekte, wie z.B. weitere erforderliche Sanierungsmaßnahmen an unserer Grundschule, nicht auf einmal, sondern nur Schritt für Schritt erfolgen können. Und das tun wir.

Daneben gibt es viele weitere, hier im begrenzten Platz nicht genannte Aufgaben, die noch offen sind. Sie können sich sicher sein, der Gemeinderat und die Verwaltung haben die Aufgaben zusammen mit mir im Blick. Dringend sollten wir jedoch die Wichtigkeit der Baustellen nicht gegeneinander ausspielen. Alles ist wichtig. Wir gehen hier in Sibbesse den Weg, alles nach und nach, Schritt für Schritt mit Substanz abzuarbeiten und die Aufgaben zu lösen. Aktionismus mag gut aussehen, ist aber nicht unbedingt eine nachhaltige Lösung und ein stabiles Fundament zur Weiterentwicklung unserer Gemeinde.

Weihnachten ist die Zeit, innezuhalten, das vergangene Jahr zu reflektieren und mit Zuversicht nach vorn zu blicken. Gemeinsam haben wir in Sibbesse viel erreicht – und gemeinsam werden wir auch die Herausforderungen der Zukunft bewältigen. Ich danke allen, die dazu beigetragen haben. Sei es durch ihren Beruf, im Ehrenamt oder in der Nachbarschaft.

Ich wünsche Ihnen allen wundervolle Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr.